Natho - St. Johannis

Besichtigung der Kirche, Kontakt vor Ort:
Isolde Krüger - Telefon 0340-87014532 - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.


Dorfkirche NathoDie St. Johannis-Kirche in Natho ist ein Feldsteinbau, der etwa im Jahre 1200 errichtet wurde.

Sie besteht aus einem Langhaus (Kirchenschiff 13,30 m x 8,60 m), dem fast quadratischen Altarhaus (Chorhaus 6,10 m x 6,70 m) sowie der halbkugelförmigen Apsis.

Der Kirchturm befindet sich an der Westseite, der Dachreiter aus Fachwerk ist mit Backsteinen ausgemauert und trägt ein spitzes Schieferdach mit Kuppel und Kreuz.

Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche durch den großen Umbau im Jahre 1892.

Dieser war durch den eingetretenen Verfall erforderlich geworden, den der damalige Gemeindekirchenrat unter Leitung des Pastors Otto Weiland in einem Schreiben vom 29. April 1889 an das Dessauer Konsistorium wie folgt schildert:

"Gesuch des Gemeindekirchenrates Natho um Entsendung einer Commission zur Prüfung der baulichen Verhältnisse des Kirchengebäudes.
Schon seit Jahren befindet sich das Kirchengebäude zu Natho in einem nicht gerade würdigen Zustande, besonders an dem Ostchor, wo selbst breite Risse in der Wand klaffen und die Bedachung einen äußerst hässlichen Eindruck macht. Dazu kommt, dass seit dem Orgelbau der Dachreiter sich sichtbar nach der Seite geneigt hat und nicht bloß einen gefährlichen Anblick gewährt, sondern auch in seiner wackligen Beschaffenheit gefährlich für den Läuter werden kann. So wird deswegen auch nur die kleine Glocke geläutet, die andere wagt man nur zu klöppeln, um durch die Schwingungen der Glocke keine Gefahr hervorzurufen.
Unwürdig ist auch das Aussehen der Kirchenbänke, welche durch Einfluss der Witterung infolge der defekten Decke und des defekten Daches, trotzdem letzteres oft nachgesehen werden muss, eine unanständige Färbung erhalten haben. Ferner ist die Kirche, deren Fußboden wohl 1/2 Meter tiefer als der Kirchhof liegt, sehr dunkel, da die Fenster sehr klein sind. Die Eingänge durch die beiden Türen sind in einem solchen Zustande, dass sie den Namen Kirchentüren nicht verdienen.
Überhaupt macht das ganze Gebäude in seiner teilweisen Baufälligkeit einen traurigen Eindruck auf den Beschauer. Wir haben daher beschlossen, nachdem wir auch die Meinung der Kirchengemeinde in dieser Sache erforscht, das Hochwürdige Consistorium gehorsamst zu bitten. Hochdasselbe wolle... in nächster Zeit durch eine Commission sich von dem schlechten Zustande unserer Kirche überzeugen, um zu entscheiden, ob eine große Hauptreparatur oder ein Neubau hin das angebrachte sein möchte.
Gehorsamst Natho, den 29. April 1889
Der Gemeindekirchenrat Otto Weiland, Pastor"

Am 27. Mai 1889 fand daraufhin nach Besichtigung des Kirchengebäudes durch die kirchlichen Gemeindeorgane in Gegenwart des Consistorialrates Duncker, des Baurats Hummel sowie des Kanzleidirektors Bunge in der Schule eine gemeinschaftliche Sitzung des Gemeindekirchenrates und der Gemeindeverwaltung statt, in welcher über den baulichen Zustand des Kirchengebäudes beraten und der Beschluss gefasst wurde, die Restauration der Kirche unter Vorlegung eines Turmes und Neubeschaffung der inneren Einrichtung zu bewilligen.

Im Jahre 1892 erfolgte dann die umfangreiche innere und äußere Erneuerung der Kirche.

Im Inneren wurden Gestühl, Altar, Taufstein und Kanzel gänzlich erneuert.

Durch die Veränderung des Gestühls wurde auch die alte Kirchenstuhlordnung aufgehoben, nach der jede Familie entsprechend der sozialen Rangfolge eine eigene Kirchenbank hatte.

Die vorher kleineren Fenster wurden vergrößert und mit Backsteinen eingefasst.

In der Apsis wurde ein Fenster mit bunten, bleiverglasten Scheiben eingesetzt.

Die Männersitze bzw. der Predigerstuhl längs der beiden Mauern des Altarhauses wurden beseitigt, das vorher dreigeteilte Gestühl im Langhaus wurde zweigeteilt.

Die Empore an der Nordmauer für die Burschen wurde entfernt.

Beide Eingangstüren auf der Südseite wurden mit den Grabsteinen der Ehefrauen der Pfarrer Koch von 1701 und Mücke von 1732 zugemauert.

Anstelle der alten Eingangstüren brach man eine neue Tür durch den Westgiebel und errichtete einen Vorbau aus Backsteinen.

Der erste Nathoer Amtmann Emanuel Bieler hatte 1831 der hiesigen Kirche die erste kleine Orgel geschenkt, 1892 wurde eine neue in die Westempore eingebaut.

Die Gesamtkosten des Kirchenumbaus betrugen 16.300 Mark. Das waren 2.300 Mark mehr als veranschlagt, davon übernahm die Gemeinde Natho ein Drittel.

Anlässlich der Einweihung der umgebauten Kirche stiftete der Erbprinz von Anhalt ein neues Taufbecken und eine Kanne.

Weitere größere Reparaturen an der Nathoer Kirche gab es u. a. in den Jahren 1931, 1954, 1986/87 und 1997.

Das Pfarrhaus wurde im Jahre 1880 westlich des alten neu erbaut.

Die ersten Glocken unserer Kirche sind nicht mehr bekannt, sie wurden ein Opfer des 30-jährigen Krieges.

Noch während dieser andauerte, wurde im Jahre 1642 die jetzt noch vorhandene Glocke in Zerbst von dem Brandenburger Simon Colle gegossen.

Diese Glocke ist ein sehr sauberer Guss und trägt auf beiden Seiten das anhaltische Wappen mit dem halben Adler und der Raute sowie die Inschrift: "Holt die Armadie Ertz-Herzog Leopoldus die Glocken aus dem Thurme giszen lis gemeinde Natho mich durch Gottes Hilfe Simon Colle in Zerbesd. Christian Flamming Pfarrer 1642".

Von 1830 bis zum 1. Weltkrieg besaß die Nathoer Kirche 2 Glocken.

Die große Glocke, die aus einer älteren gegossen war, hatte 70 cm Durchmesser, wog 210 kg und trug als Aufschrift nur die Gussangabe "Gegossen von Christian See 1830".

Am 21. Juni 1917 mußte diese Glocke für Kriegszwecke an die Sammelstelle Roßlau, Armeehaus, abgeliefert werden.

Die Glocke von 1642, die 130 kg wiegt, wird in einer Bescheinigung vom 24. Mai 1917 "von der Enteignung und Ablieferung vorläufig auf jederzeitigen Widerruf zurückgestellt bzw. von der Beschlagnahme, Enteignung und Ablieferung befreit".

Nachdem wenigstens die eine Glocke im 1. Weltkrieg verschont wurde, drohte ihr im 2. Weltkrieg nochmals Gefahr, nachdem durch Anordnung des Beauftragten für den faschistischen Vierjahresplan vom 15. März 1940 alle Bronzeglocken beschlagnahmt wurden.

Glücklicherweise blieb aber unsere Glocke erhalten.

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